„Das Wichtigste ist, dass Kinder Bücher lesen, dass ein Kind mit seinem Buch allein sein kann. Dagegen sind Film, Fernsehen und Video eine oberflächliche Erscheinung“, meinte einst die großartige schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, Erschafferin herrlicher Werke wie „Michel aus Lönneberga“ oder „Pippi Langstrumpf“.
Ergänzend fügte sie hinzu: „Lesen ist ein grenzenloses Abenteuer der Kindheit.“
Wie richtig lag sie mit dieser Einschätzung! Ohne Lesen beraubt man sich eines Teils seiner Persönlichkeit, die es genießt, abzutauchen in fremde Welten, sich berauschen zu lassen von den Charakteren der im Buch dargestellten Figuren, den Landschaftsbildern, die einen zu den entferntesten Zipfeln der Erde führen, und den aufregenden Erlebnissen derer, die im Fokus stehen. Lesen bildet und kostet nichts, Lesen bereitet einfach nur unsägliche Freude. Jeder Mensch, der buchaffin ist und sich allein schon am Umblättern der einzelnen Seiten begeistern kann, weiß um die Magie dieser Kunst, sich Zeit und Raum zu nehmen, einfach einmal alles Hektische und Stressgeladene, Laute und Verwirrende hinter sich zu lassen, einzigartige Expeditionen zu bestehen und der Neugier genügend „Futter“ dafür zu geben, im Kopf und dem Herzen alle Grenzen zu sprengen, die einen einengen. Auf den Flügeln der Fantasie dahinzusegeln, nicht ahnen zu können, was auf der nächsten Seite geschieht und wo das Ganze enden wird, diesen Reiz bringt das Schmökern mit sich. Lesen gehört nach wie vor, die Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen hat dies eindrücklich gezeigt, zu den schönsten und erfüllendsten Hobbys, die der kleine oder große Mensch erfahren kann. Jeder, dem es gelingt, abzuschalten und sich in die unterschiedlichsten Texte zu versenken – und da ist jeder frei -, den Blick auf die Uhr gänzlich auszublenden, dem wird eines der bezauberndsten Geschenke beschert, das man sich vorstellen kann. Besucht man die Buchhandlungen mit all ihren gemütlichen Leseecken, die zur Normalität geworden sind und zum Verweilen einladen, und prall gefüllten Regalen, aus denen einen die bunten Buchrücken anlachen, so weiß man mitunter nicht, wohin man sich wenden soll, denn das Auge kann sich nicht sattsehen an all den Schätzen, die auf ihre neuen Besitzer warten.
Dieses „Wunder“ bedenkend, entsandte die Alfred-Delp-Schule vor Kurzem elf Mädchen und Jungen ihrer sechsten Jahrgangsstufe in den bundesweit größten Schülerwettbewerb des deutschen Buchhandels, der seit 1959 – nunmehr folglich zum 65. Mal – mit Buchhandlungen, Bibliotheken, Schulen und kulturellen Einrichtungen durchgeführt wird. Der bekannte und von allen Generationen bis in diese Tage geliebte Dresdner Autor Erich Kästner, Schöpfer wundervoller Bücher wie „Emil und die Detektive“ (1929), „Pünktchen und Anton“ (1931), „Der 35. Mai“ (1931) und „Das fliegende Klassenzimmer“ (1933), war einer seiner wohl namhaftesten Mentoren.
Im Vorfeld dieses schulinternen Wettbewerbes hatten alle Klassen ihren besten Vorleser gekürt, der nun vor der versammelten Jahrgangsstufe in der Aula einen Ausschnitt aus seiner selbst vorbereiteten Lieblingslektüre vortrug. Diese Szenen waren so vielfältig und abwechslungsreich wie die Kinder, die trotz Herzklopfens und großer Nervosität mutig die Aufgabe annahmen, sich dieser Herausforderung zu stellen. Von Thomas Brezinas „Die Knickerbocker-Bande. Das Phantom der Schule“ über Rick Riordans „Helden des Olymp, Bd. 3“ bis hin zu Lisa Thompsons „Der Tag, an dem ich versehentlich die ganze Welt belog“ reichte die Spanne der präferierten Werke.
Die Spannung, die im Raum lag, war förmlich mit den Händen greifbar, als sich die Besten ihres Jahrgangs vor ihrem Publikum maßen, ihr Lieblingsbuch präsentierten, eine kurze Einführung in das Leben des Autors gaben und danach ihrer schönsten Aufgabe frönten, dem Vorlesen. Die Leseasse sind die Stars dieser Veranstaltung, ihnen schenkt man seine ganze Aufmerksamkeit und man lässt sich entführen in die Welt ihrer Protagonisten. Vortrag, Ausgestaltung und das Begeistern der Zuhörer für das Gehörte bilden den wesentlichen Kern. Wer mit Freude liest, übt seine Kommunikationsfähigkeit. Er kreiert erzählend aufregende und intensiv erfahrbare Texte und kann sein Gegenüber in seine Welt hineinziehen.
Intonation, Stimmvariation und Lesetempo waren nur drei der geforderten Aspekte, die die Kinder in der Vorbereitungsphase unter Anleitung ihres jeweiligen Deutschlehrers geübt hatten. Im zweiten Teil mussten sie dann den Auszug aus einem Fremdtext nicht nur spontan annehmen, sondern darüber hinaus auch gefällig gestalten.
Den Lesechampions fiel dies nicht schwer. Als Lohn für ihre Leistungen erhielten Eliana Niemeyer, Lilli Gärtner, Tessa Mindnich, Hannah Weisgerber, Nora Tönges, Tom Gauza, Johanna Jäckel, Annabell Häusler und Leonas Fischer nicht nur die wohlverdiente Urkunde, sondern zudem auch und vor allem ein Buchpräsent.
Marc Häberlin, stellvertretender Schulleiter der Realschule plus, die beiden Organisatorinnen Claudia Römer und Susanne Schnörr und Dr. Marion Roth (Orientierungsstufenleitung) gratulierten den Siegern im Namen der gesamten Schulgemeinschaft. Johannes Magin (6f) und Chiara Tavares Goncalves (6g) werden beim Kreisentscheid im kommenden Monat ihre außerordentlich hohe Lesekompetenz einem größeren Publikum präsentieren können.
Autorin: Claudia Römer