Sie haben geschafft, wovon andere Jugendliche träumen: Neuntklässlerin Merle Faus und ihr ein Jahr älterer Mitschüler Mark Niehaus, der wie sie das Gymnasium an der Alfred-Delp-Schule Hargesheim besucht, sind dank ihres außergewöhnlichen musikalischen Talents feste bzw. jüngst nachgerückte Mitglieder des LandesJugendOrchesters (LJO) Rheinland-Pfalz und stehen vor einer wahrlich großen Herausforderung.
Mit Beginn der diesjährigen Herbstferien beginnt für die beiden ambitionierten Jungkünstler die intensive Probenarbeit mit dem renommierten Dirigenten Bruno Weil, einst jüngster Generalmusikdirektor Deutschlands und mehrfach mit dem „Echo Klassik“ ausgezeichnet, und weiteren knapp 60 Instrumentalisten in der Landesmusikakademie Engers bei Neuwied. Während Violinistin Merle bereits zum fünften Mal mit den Jugendlichen des LandesJugendOrchesters zusammen probt und somit ein „alter Hase“ ist, erlebt Bratschist Mark Neuland: „Ich bin durch die Anfrage des LJO-Managers Christopher Kott an meine Lehrerin Frau Prof. Olga Nodel in dieses Orchester gekommen. Sie hat schon zuvor einige junge Künstler für dieses Orchester ausgebildet.“ Ein Bratschist wurde gesucht und Mark kam in den Genuss der Berufung. Stolz verbindet die beiden, Teil einer hochmusikalischen „Familie“ sein zu dürfen, gleichzeitig bedauern sie es, dass die „Dritte im Bunde“ an ihrer Schule, Harfenistin Olivia Delzeith, seit einem Jahr festes Mitglied des Orchesters, aufgrund der ausgewählten Stücke nicht teilnehmen wird. „Die Besetzung ist kleiner“, verrät Merle, „auch Posaunisten werden nicht zum Zug kommen.“ Vom 16. bis zum 29.10. werden die Jugendlichen viel Zeit miteinander verbringen. „Die Instrumentengruppen proben mit ihren Dozenten für sich. Erst gibt es eine Registerprobe, dann treffen sich die Bläser und am Ende werden alle zusammengeführt“, erzählt Merle. „Täglich kommen schon acht Stunden konzentrierte Arbeit zusammen. Darüber hinaus finden aber auch ein Fußballturnier und ein bunter Abend statt. Wir sind ganz normale Jugendliche, die die Liebe zur Musik verbindet!“ Mark ergänzt: „Ich habe bei mehreren Orchester- und Ensembleprojekten der Lucie-Kölsch-Kamerata Worms mitgewirkt und viele junge Musiker, mit denen ich mich da angefreundet habe, spielen auch im LandesJugendOrchester. Sie brachten mich auf die Idee, mich dort anzumelden. Ich freue mich sehr, sie in der neuen Umgebung wiederzusehen.“ Merle genießt es, mit den Jugendlichen gemeinsam in einem derart bekannten Orchester zusammen musizieren zu dürfen. Es ist „etwas Schönes, das Gesamte, die Musik mit Menschen, die man mag“, zu erleben, meint sie überzeugt. Mark freut sich bereits sehr auf die „freundliche Atmosphäre“ vor Ort. „Meine Lehrerin hat mir erzählt, wie sorgfältig und intensiv die Dozenten mit einzelnen Instrumentengruppen arbeiten. Ich hoffe, ich werde sehr viel lernen können, denn ich habe noch nie in solch einem großen Sinfonieorchester gespielt. Auch von meinen Kollegen werde ich bestimmt einiges abgucken können, denn unter ihnen sind nicht nur Landespreisträger wie Merle und ich, sondern auch Sieger auf Bundesebene.“ Beiden ist es wichtig, diese zwei Wochen mit allen Sinnen aufzunehmen und das Zusammensein als „Inspirationsquelle“ zu erleben. „Bis zu unserem 20. Geburtstag können wir Mitglieder bleiben. Entsprechende Hoodies oder T-Shirts kann man bestellen. Bei offiziellen Terminen kleiden wir uns natürlich in elegantes Schwarz“, so Merle. Den Notenlink, Mark hat die beachtliche Materialfülle mit seinem Handy festgehalten, erhielten die beiden Künstler am 22. September. Seither heißt es, auch privat zu üben. Mark beispielsweise verbrachte außerplanmäßig selbst am Tag der Deutschen Einheit Zeit mit seiner Lehrerin in Worms, Merle beschäftigt sich intuitiv mit der Musik. „Ich höre sie mir an, versuche die Stimmung aufzusaugen und sie dann adäquat auf meine Geige zu übertragen. Auch YouTube kann hilfreich sein oder Informationen über den Komponisten bringen voran.“ Von der Uhr lassen sich weder Merle noch Mark leiten. „Ich setze mir zum Beispiel zum Ziel: Heute arbeite ich den Satz durch“, berichtet Merle. Ganz individuell verläuft der Weg zum Erfolg. Die Stücke – Sinfonie Nr. 88 in G-Dur von Joseph Haydn, Ouvertüre E-Dur im italienischen Stil von Franz Schubert und die dritte Sinfonie Es-Dur, op. 55 („Eroica“) von Ludwig van Beethoven – nötigen den Jugendlichen Respekt ab. Sie sind „anspruchsvoll. Bei Haydn und Schubert muss man in vielen Sätzen mit dem Tempo überzeugen, vor der 3. Sinfonie von Beethoven habe ich besonders großen Respekt – es ist ein sehr komplexes, aber auch schönes Werk“, urteilt Mark. Den Konzerten in Worms, Bad Ems, Boppard und auch in Bad Kreuznach schauen beide mit großer Vorfreude entgegen. „Am 27. Oktober um 19 Uhr sind wir in der Pauluskirche zu hören. Wir hoffen auf viele Menschen in unserem Publikum, die unsere Musik lieben und sich mit uns über unsere Leistung freuen!“
Autorin: Claudia Römer