Gibt es denn in einer Zeit der Säkularisierung und Kirchenkritik überhaupt noch junge Priester im Bistum Trier? Ja, sie sind da. Einer von ihnen ist der 1986 in Mainz geborene Tim Sturm, der, aufgewachsen in Sommerloch, am 7. Juli 2012 in Trier zum Priester geweiht wurde.
Verschiedene Stationen durchlief er in seiner Laufbahn, beispielsweise war und ist er Leiter des Handlungsfeldes „Glaube und Berufung“ in der Abteilung Jugend des Bischöflichen Generalvikariats, eine Aufgabe, die er bis zum Ende des Sommers ausüben wird. Die bisher größte jedoch begann am 1.7. mit seiner Berufung zum Regens und neuen Leiter der Priesterausbildung im Bistum Trier. 14 junge Männer befinden sich derzeit auf dem Weg zum Priesteramt, einer im Propädeutikum, sechs in der Studienphase und sieben in der Berufseinführung. Tim Sturm, der 2005 an der Alfred-Delp-Schule in Hargesheim sein Abitur ablegte, wuchs in einer christlichen Familie auf und die ADS bot ihm das „richtige Umfeld, in dem ich menschlich und geistlich wachsen konnte. Das Gesamtpaket hat gestimmt: ein christliches Menschenbild, engagierte und überzeugte/authentische Lehrer, die uns Vorbild waren (auch im Glauben). Geistlich haben mich die Texte und die Auseinandersetzung mit Alfred Delp am meisten geprägt.“ Er verrät, dass er „in der Heimatgemeinde, beim Weltjugendtag und in der Schule immer mehr von Jesus erfahren“ habe. „Ich wollte MEHR von ihm hören und bin so von ihm begeistert, dass ich nicht davon lassen konnte. Jesus hat mich in seinen ,Bann‘ gezogen, ich komme mit ihm an kein Ende!“ Natürlich kennt Tim Sturm den Zweifel, „gerade wenn es nicht so läuft, wie ich es mir in den Kopf gesetzt habe. Er belebt ja auch eine Beziehung und Diskussionen mit Gott habe ich ständig.“ Das Studium der Theologie und Philosophie in Trier und München hat er geliebt und „alles aufgesogen wie ein Schwamm“. Neben vielen ihn inspirierenden Professorinnen und Professoren war es der inzwischen emeritierte Dogmatik-Professor Dr. Karl-Heinz Menke aus Bonn, dessen Bücher er „verschlungen“ und dessentwegen er freitags eigens in die Vorlesung 2. Semester gefahren sei, ein „absolutes Highlight“. Als katholischer Priester ist die Feier der heiligen Messe „der absolute Höhepunkt des Tages“. Er führt aus, dass ihm „die Frage der Evangelisierung immer wichtiger werde, d.h. wie schaffen wir es, Menschen zu Jüngerinnen und Jüngern Jesu zu machen, zu Zeuginnen und Zeugen, die etwas mit Gott erlebt haben und davon erzählen. Ohne Beziehung zu ihm in Gebet, Lobpreis und Bibellektüre geht gar nichts. Unverzichtbar ist der Kontakt zu den Menschen, damit wir geerdet bleiben. Kriterium Priestersein: Man muss die Menschen lieben!“ In seiner neuen Funktion und im Umgang mit den jungen Priestern will er zeigen, dass sich „ein Leben mit Gott lohnt und keine Verschwendung ist, weil Gott es wert ist! Es braucht Priester, die die Menschen lieben und sich im Sinne Jesu für sie verzehren. Gott ist immer für eine Überraschung gut und fordert uns heraus. Gott will uns gebrauchen für den Aufbau des Reiches Gottes. Wir dürfen uns mit dem, was wir sind und haben, zur Verfügung stellen.“ Ob Regens Sturm Wünsche zur Veränderung „seiner“ Kirche hegt? „Ja, den nach einer echten Erneuerung, die für Gottes Wirken offen ist und auf ihn hört, einen radikalen Blick auf Christus. Wenn er im Blick ist, dann haben wir mit ihm auch die Menschen und unsere Welt besser im Blick. Ich wünschte mir, dass wir mehr von ihm lernen und uns korrigieren lassen. Die Veränderung der Kirche fängt bei den Einzelnen an, die sich Christus zuwenden. Wir sollten damit aufhören, um uns selbst zu kreisen und Probleme zu lösen, die in der Welt keinen mehr interessieren.“ Für seine einstige Schule hofft er sehr, „dass sie ihren Ursprung nicht vergisst. Bildung ist ein ganzheitlicher Prozess. Das habe ich immer als besondere Stärke erlebt und darum wurden wir auch immer beneidet. Unsere kirchlichen Schulen bieten ein MEHR, das dürfen wir nicht vergessen und verschweigen!“ Die Alfred-Delp-Schule als seine „alte Alma-Ata“ gratuliert Tim Sturm zu seiner neuen Aufgabe. „Gottes Kraft geht alle Wege mit (Alfred Delp)!“
Autorin: Claudia Römer