Am Dienstag, den 29. Oktober 2024, gab es für alle Oberstufenkurse der MSS 11 bis 13 ein DDR-Zeitzeugenseminar. Zu Besuch war der 68-jährige Stephan Krawczyk, deutscher Schriftsteller, Liedermacher und ehemaliger DDR-Dissident.
Stephan Krawczyk berichtete uns zuerst von seinem Leben in der DDR, wo er seine Kindheit in Weida (Thüringen) verbrachte. Als Kind eines Bergmanns und einer Briefträgerin versuchte er, unter dem DDR-Regime so wenig wie nur möglich aufzufallen., doch diese Sichtweise änderte sich schnell. Mit dem wachsenden Interesse an Musik kam auch ein wachsendes Bewusstsein für den Umgang mit dem Thema Machtmissbrauch. Daraufhin folgte die Vertonung von freiheitsorientierten Texten, was kurze Zeit später den Fokus der Staatssicherheit auf Krawczyk lenkte. In seinen Liedern verkörperte Krawczyk seine Gefühle und Empfindungen, was als Konsequenz ein Berufsverbot mit sich brachte. Er konnte ausschließlich geheim im Schutz der Kirche musizieren, doch Beobachtung und Drangsalierung der Staatssicherheit blieben Krawczyk keine weiteren Möglichkeiten mehr. Bei dem Versuch, gegen sein Berufsverbot zu demonstrieren, wurde Stephan Krawczyk von der Stasi verhaftet und kurz darauf mit seiner damaligen Frau Freya Klier aus der DDR abgeschoben. Bei seinem Besuch sang Stephan Krawczyk ein paar seiner Lieder, beispielsweise „Das Lied vom Clown“.
Neben dem Musizieren ist Stephan Krawczyk auch als Schriftsteller aktiv. In seinem Buch „Mein bester Freund wohnt auf der anderen Seite“, aus dem er in dem Seminar vorlas, spricht er die Freundschaft und die damit einhergehenden Probleme zwischen zwei Jungen an, die durch die Mauer getrennt beide in Berlin leben.
Jetzt stellt sich nur noch die Frage. Wie fanden die Schüler das Seminar?
Die Mehrheit der Schüler ist sich einig, dass vor allem Stephan Krawczyks Texte sehr bewegend sind. Mit dem Seminar wurde das Interesse der Schüler auf die DDR-Geschichte gelenkt. Uns wurde ein Einblick ermöglicht, den wir sonst so noch nicht hatten. Durch Stephan Krawczyks Erzählungen sowie seine Liedtexte bekamen wir die Gelegenheit, die DDR-Geschehnisse nachvollziehen zu können und ihnen gegenüber Verständnis zu zeigen. Die Erfahrungen und Eindrücke des DDR-Regimes durch einen persönlichen Bericht zu hören sowie eine differenzierte Vorstellung von „Freiheit“ zu erhalten, hat uns gezeigt, dass wir unsere Freiheit und Lebensbedingungen stärker wertschätzen sollten.
Einzelne Schüler der Jahrgangsstufe 13 auf dieses Seminar, initiiert durch MSS-Leiter Bernd Schumacher, befragt, hörte man folgende Antworten: „Ich fand die Veranstaltung echt cool. Stephan Krawczyk hat die zwischenmenschlichen Bedingungen in der DDR angesprochen. Die eher ungewöhnlich klingende Musik aus Zeit und Land erscheint ungewöhnlich, aber interessant. Krawczyk schlägt eine Brücke nach vorne“ (Milo). Emma ergänzt: „Man hört von einzelnen Maßnahmen der Stasi, etwa einer verwanzten Wohnung, das Einziehen der Fahrerlaubnis, ohne Beweise vorzulegen oder der Vergiftung seiner damaligen Frau durch am Lenkrad angebrachtes Gift. Das, was Krawczyk sagt, hat reale Wirkung“ (Emma). Jonas findet es befremdlich, dass selbst „innerhalb der Familie Vertrauen fehlte“. Max erklärt, insbesondere von den unterschiedlichen Lebenswelten zwischen Ost und West beeindruckt gewesen zu sein und Eleni zeigt auf, dass „die Unmittelbarkeit des Seminars wichtiger als Stasi-Akten“ seien.
Autorinnen: Eleni Krampert/Claudia Römer