Brücken, die verbinden

…oder auch: „Omul sfințeşte locul?“ – „Heiligt der Mensch den Ort?“ Ja! In einer Zeit, in der extreme Positionen unsere Gesellschaften zunehmend spalten, sind Schüleraustausche wichtiger denn je.

Unter dem Motto „Brücken, die verbinden“ trafen sich zwei Schülergruppen: die der Alfred-Delp-Schule Hargesheim, Deutschland, unter der Leitung von Herrn Professor Bernd Schumacher, und die des Samuel-von-Brukenthal-Gymnasiums Sibiu/Hermannstadt, Rumänien, unter der Leitung von Herrn Professor Tiberiu Tioc und Frau Professor Lucia Todoran. Gemeinsam erkundeten sie zwei Naturlandschaften Ost- und Westeuropas: das 4200km² große Donaudelta und das 200km² große Hohe Venn.

Rückblick: Anfang Juni besuchten wir das riesige rumänische Donaudelta – eine Erfahrung, die aufgrund ihrer Intensität schwer in Worte zu fassen ist. Wir reisten bewusst und nachhaltig in dieses aquatische Deltaökosystem und waren von der Landschaft sowie der Vielfalt von Fauna, Flora und Vegetation überwältigt. Es fühlte sich an, als wären wir zum ersten Mal bewusst Gäste in der Natur gewesen und nicht umgekehrt.

 

  1. Tag

Mit den schönen Erinnerungen im Herzen machten wir, die rumänische Gruppe, uns auf den Weg, um unsere deutschen Freunde wiederzutreffen. In guter Stimmung fuhren wir mit Tibi Tiocs Minibus von Hermannstadt nach Klausenburg, flogen von dort bis zum Flughafen Frankfurt-Hahn und setzten unsere Reise mit Mietwagen bis nach Hargesheim fort. Der Weg von Hermannstadt nach Hargesheim war zwar anstrengend, aber im Donaudelta hatten wir gelernt: Wer in Naturlandschaften reisen möchte, muss sich anstrengen. Schließlich folgte das lang ersehnte Wiedersehen mit vielen Umarmungen und viel Lachen. Am Abend lernten wir die Gastfamilien kennen und trafen uns erneut, um zu plaudern und gemeinsam zu spielen.

 

  1. Tag

Am Freitag, den 4. Oktober 2024, unternahmen wir einen Ausflug in die Landeshauptstadt Mainz. Unsere deutsch-rumänische Reisegruppe fuhr mit vier Autos zur Johannes Gutenberg-Universität. Dort unternahmen wir mit Herrn Schumachers Tochter Franziska, die dort Medizin studiert, einen kleinen Rundgang über den Campus. Anschließend gab uns der Manager der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) eine Führung durch das Gebäude, um uns das Leben und Wohnen dort näherzubringen. Ein Teil unserer Gruppe besichtigte danach mit Franziska die Unimedizin Mainz, während die andere Hälfte die Mainzer Innenstadt und den Wochenmarkt erkundete. Zum Abschluss machten wir einen Rundgang durch den 1000-jährigen Willigis-Dom und seinen gotischen Kreuzgang. Danach brachen wir nach Rüdesheim am Rhein auf, wo wir das 1890-1910 errichtete Niederwald-Denkmal – eine martialische Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 – und die herrliche Aussicht über den Rhein genossen. Nach einem kurzen Rundgang durch die Drosselgasse und die Stadt Rüdesheim machten wir uns auf den Rückweg. Den Abend ließen wir Schüler auf einer kleinen Kirmes, der Roxheimer Kerb, ausklingen.

 

  1. Tag

Am Samstag fuhren wir als Schülergruppe, ohne Lehrer, mit dem Zug von Bingen nach Frankfurt. Nach einer kurzen Stadtführung begaben wir uns in die Fußgängerzone „Zeil“, wo wir in kleinen Gruppen shoppen und etwas essen gingen. Am späten Nachmittag kehrten wir mit dem Zug nach Bingen zurück. Abends trafen wir uns alle wieder und nahmen an einer Weinprobe im Weingut Gälweiler in Sankt Katharinen teil. Dort durften wir fünf verschiedene Weine sowie etwas Federweißer probieren und uns an einem Fingerfood-Buffet bedienen, das Frau Gälweiler organisiert hatte.

 

  1. Tag

Am Sonntag besichtigten wir eine einzigartige Naturlandschaft Westeuropas: die Hochmoorlandschaft „Hohes Venn“ in Belgien. Wieder hatten wir das Gefühl, bei gutem Wetter Gäste in der Natur zu sein, denn solch eine Stille ist im Herzen Europas kaum vorstellbar. Das Hohe Venn, eine Hochmoorlandschaft im Grenzgebiet von Belgien und Deutschland, zeichnet sich durch eine atlantische Pflanzenwelt aus. Der stark vernässte Boden begünstigt die Ausbreitung spezialisierter Pflanzenarten wie Torfmoose, Sonnentau und anderer moortypischer Gewächse. Die Region umfasst sowohl intakte (Hoch-)Moorflächen als auch durch menschliche Eingriffe stark beeinträchtigte Gebiete. Aufgrund der rauen klimatischen Bedingungen und der geologischen Beschaffenheit konnte sich hier eine einzigartige Vegetation entwickeln, die in Mitteleuropa selten ist und seit 1957 unter Naturschutz steht. Anschließend fuhren wir in die belgische Kreisstadt Malmedy, wo wir belgische Pommes frites und Schokolade genossen.

 

  1. Tag

Am Montag begleiteten die rumänischen Austauschschüler ihre deutschen Gastgeber in den Unterricht. Nach einer kurzen Führung durch die Schule nahmen wir an den verschiedenen Unterrichtsstunden unserer Austauschpartner teil. Um 18 Uhr trafen wir uns erneut, diesmal auch mit Eltern, im Hof von Herrn Schumacher in Meddersheim. Dort genossen wir Getränke und gegrillte Würstchen sowie verschiedene Salate. Nach vielen anregenden Gesprächen begannen wir später zu tanzen. Die rumänischen Schüler brachten den Deutschen zu passender Musik verschiedene rumänische Volkstänze, vor allem eine Hora, bei. Das machte uns allen unglaublich viel Spaß, und auch die Lehrer sowie einige Eltern nahmen daran teil. Wir lachten viel und es war ein perfekter Abschluss vor unserem letzten Tag.

 

  1. Tag

Am letzten Tag unseres Austausches widmeten wir uns der Nachbereitung unserer Erlebnisse und Protokolle, um einen kleinen Exkursionsführer zu erstellen. Wir verbrachten den Mittag in der Alfred-Delp-Schule. Um 13 Uhr aßen wir während einer kurzen Arbeitspause gemeinsam Pizza. Am Nachmittag hielten wir gemeinsam eine sehr positive Abschlussreflexion ab.. Danach mussten wir uns leider unter Tränen voneinander verabschieden, da die rumänische Gruppe zum Flughafen aufbrechen musste. Es war eine wunderschöne Zeit voller neuer Eindrücke, Freundschaften, Erfahrungen und einem spannenden Programm. Wir sind alle sehr dankbar, Teil dieses abenteuerlichen Erasmus+ (Nach-)Projekts gewesen zu sein und bedanken uns bei unseren Fachlehrern Tibi Tioc, Lucia Todoran und Bernd Schumacher für die Vorbereitung, Durchführung und Organisation dieses europäischen Projekts.

 

Autoren: Nelli Emmrich und Luana Tintea (für die Fotos verantwortlich: Bernd Schumacher und Claudia Römer)